„Soll ich Sigiriya oder Pidurangala besuchen? Welcher Felsen ist besser? Sigiriya ist so teuer, reicht es aus, stattdessen einfach den anderen Felsen daneben zu sehen?“ Diese Frage beantwortete ich früher mindestens einmal am Tag. Und während die meisten lokalen Tuktuk-Fahrer es sich hier in Dambulla leicht machen und in ihrem begrenzten Englisch behaupten, dass beide Felsen gleich sind und die gleiche Aussicht bieten, und eigentlich nur der Preis unterschiedlich ist (Rs. 5500 versus Rs. 500), muss ich Ihnen leider sagen: Das ist einfach falsch! Sie sind nicht gleich.

Bevor ich selbst zum ersten Mal Pidurangala bestieg, habe ich unsere Gäste, die beide Felsen besucht hatten, um Feedback gebeten. Und alle meinten, dass die beiden Felsen völlig unterschiedlich seien. Man könne sie nicht vergleichen. Es sei so, als ob es zufällig zwei Sehenswürdigkeiten an einer Stelle gibt, aber dass sie sich keineswegs gegenseitig ersetzen.

Mein persönlicher Eindruck

Da ich selbst dann 2015 Pidurangala zum ersten Mal bestiegen habe und danach noch zweimal Sigiriya, auch „Löwenfelsen“ genannt, und anschließend noch zweimal Pidurangala, kann ich Ihnen jetzt sehr wohl viel über die Unterschiede erzählen.

Daher schließe ich mich der Empfehlung unserer Gäste an und empfehle nicht entweder Sigiriya oder Pidurangala zu besuchen, sondern am besten beide Felsen. Die Besteigung des Löwenfelsen ist ein einzigartiges Erlebnis auf dieser Welt. Das sollte man sich nicht entgehen lassen! Diesen Fels, der wie eine Box einfach so aus dem Nichts steil hervorragt, hinauf zu klettern, die Ruinen des Königspalastes auf dem Gipfel zu bestaunen und sich verwundert zu fragen, wie um alles in der Welt sie all die tausenden von Ziegelsteinen vor all den Jahren dort hinaufgetragen haben. Einfach überwältigend.

Und dann Sigiriya von Pidurangala aus zu sehen, vervollständigt das Bild vom Löwenfelsen. Wenn man vom Gipfel des Pidurangala den Blick in die Ferne schweifen lässt, sieht man überall Hügel und Berge. Aber dann fällt der Blick auf den Löwenfelsen, der anders aussieht als alle anderen Felsen, Hügel und Berge in Sri Lanka. Wie aus dem Nichts, mitten im Nirgendwo! Ein wahrhaft fesselnder Anblick! Genau hier und jetzt werden Sie verstehen, warum König Kasyapa beschloss, seinen Palast auf Sigiriya zu bauen: Er brauchte einen sicheren Ort für seinen Herrschaftssitz, und einen abgelegeneren und unzugänglicheren Ort als diesen kann man nicht finden.

Wenn Sie der Meinung sind, dass der Besuch von Sigiriya überteuert ist, schauen Sie sich meinen anderen Beitrag an, in dem ich den Preis erkläre (in englisch).

Sigiriya oder Pidurangala: Hauptunterschiede

Sigiriya und Pidurangala haben außer ihrer Lage und Höhe eigentlich nicht viel gemeinsam. Sie unterscheiden sich sogar recht stark voneinander. Aber hier sind die Hauptunterschiede im Detail.

Die Aussicht

Wenn man auf Pidurangala steht und die Aussicht genießt, hat man einen überwältigenden Blick auf den Löwenfelsen (siehe Coverfoto oben)! Aber fairerweise muss dazu erwähnt werden, dass man auf die höchste und schmalste Stelle von Sigiriya schaut. Das bedeutet, dass man nichts vom Gipfel und den Ruinen auf dem Löwenfelsen sehen kann. Man sieht lediglich den letzten Aufstieg, die Treppe, die hoch auf die Plattform Sigiriyas führt, und die ganzen Menschen, die sich diese Treppe hoch- oder runterschlängeln.

Jetzt denken Sie vielleicht, dass die Aussicht von Sigiriya aus ungefähr die gleiche sein wird, nur ohne Sigiriya darin. Letztgenanntes stimmt, aber die Aussicht fühlt sich überhaupt nicht gleich an. Und das aus einem einfachen Grund: Von einer Seite von Sigiriya aus sehen Sie Pidurangala – und nehmen diesen unscheinbaren Felsen kaum wahr. Aber auf der anderen Seite vom Löwenfelsen wird man mit einem höchst malerischen Blick auf einen See vor Bergen verwöhnt.

Jeder Besucher verweilt dort Ewigkeiten, um diese Aussicht zu genießen und etliche Fotos zu schießen. Von Pidurangala aus hingegen kann man diese Berg- und Seenlandschaft nicht sehen, weil der Löwenfelsen im Weg ist.

Der Aufstieg

Der andere große Hauptunterschied ist der Aufstieg selbst. Pidurangala ist ein Felsen wie so viele andere hier in Sri Lanka auch. Ich vergleiche ihn gerne mit dem Dambulla-Tempel-Felsen. Man geht eine steinige Treppe entlang eines schattigen Pfades im Dschungel hinauf, und oben angekommen wird man mit einem wunderschönen Panoramablick belohnt. Das erinnert an Wandern.

Beim Löwenfelsen hingegen ist der Aufstieg Teil der eigentlichen Sehenswürdigkeit. Man geht eine in den Stein gehauene Treppe hinauf, dann eine Wendeltreppe, kommt an einer Art offener Höhle mit Fresken in der Mitte des Felsens vorbei, schlendert an der „Spiegelwand“ entlang, geht durch die Löwentatzen und im Zickzack die letzte Treppe hinauf zum Gipfel – und fragt sich immer wieder, wie um alles in der Welt die Menschen zu Kasyapas Zeiten in der Lage waren, all die benötigten zehntausenden von Ziegelsteinen hinaufzutragen. Gelegentlich sieht man eine Art Pfad von in den Fels gehauenen Fuß-großen Aushöhlungen, die wohl mal als Aufgang hoch zum Gipfel dienten. Zumindest ich konnte mich nicht dem Gedanken entziehen, wie viele Menschen beim Versuch, den Gipfel dieses box-artigen Felsens zu erreichen, ihr Gleichgewicht und damit ihr Leben verloren haben könnten… Eine wirklich andere Erfahrung als die Besteigung des Pidurangala – aber die Mühe lohnt sich!

Am besten beide Felsen besichtigen

Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie nur Sigiriya oder Pidurangala oder beide Felsen wollen. Es lohnt sich auf alle Fälle, beide zu besteigen, ein komplett unterschiedliches Erlebnis. Aber da ein Besuch von Pidurangala eh nur noch Rs 500 und 2 Stunden Zeit mehr kostet, sollten Sie auf jeden Fall darüber nachdenken! Und ein Besuch von nur Pidurangala ersetzt leider nicht das Erlebnis von einer Besteigung des Löwenfelsens.

Weitere Informationen über Pidurangala finden Sie auch hier oder auf http://seelanka.net/sigiriya/pidurangala.html. Viele weitere Informationen über Sigiriya finden Sie in meiner Sigiriya-Kategorie hier.